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Sein Leben | ![]() |
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“Ich male nicht, Es malt durch mich.“ Ein Kunstwerk kann nur aus der Gnade entstehen. Viele Zeitgenossen glauben, man könne Kunst „machen“. Aber Kunst wird nie produziert, sondern erschaffen - ganz gleich, ob es sich um gegenständliche oder abstrakte Malerei handelt. Über die Welt der Erscheinung gelangt der Künstler mit seinem intuitiven Wissen in die geheimnisvolle Tiefe des Unsichtbaren - in den Bereich des Geistigen, das die sichtbare Welt im Innersten zusammenhält." Oswald Malura
Selbstbildnis 1924 Biografie 1906 1912 – 1920 1921 1925 1926
1928 1929
1933 – 1939 1940 1942
1945
1946
1947 – 1950 1951 – 1955
1955
1955
1957
1964 1965-1977
Malura Wohnung in der Kaulbachstr 75 1976
1981 1986 1991 1993 1995 1997 2003 29. Juni 2003
Einführung von ANTON SAILER 1976 für das Buch "Eine Werke-Auswahl 1945-1976" von Oswald Malura OSWALD MALURA, am 9. Oktober 1906 m Boleslau geboren, einem kleinen Ort damals an der polnisch-tschechischen Grenze, im mährischen Teil des Kreises Ratibor (Oberschlesien) hatte während seiner Kindheit die visuellen Eindrücke wogender Kornfelder im tiefen satten Ockerton - ein, in seinen Valeurtönen bescheiden gestaffeltes Grün der Wiesen mit den Flecken schwarzweißer Kühe und weißer Gänse darauf -dunkle Wälder - und über Täler weit und Höhen (die Eichendorff besungen hat) einen dunkelblauen Himmel - oder sich auftürmende Wolkenlandschaften, die ständig wechselnde Bildkompositionen boten, und eine unbestimmte Sehnsucht weckten. Direkte Anregungen zur Malerei gab es nicht. Immerhin hatte der Vater, der Maurer war, Kleinhäusler und ein handwerklicher Praktiker von hohen Graden, in seiner Jugendzeit geschnitzt. Statuetten entstanden, natürlich rein naturalistischen Charakters. Und er, der form-erfühlende Autodidakt, nährte die Traumwelt seines Sohnes - der unbedingt ein Maler werden wollte - von der Notwendigkeit eines Studiums in der „Kunststadt München" sprechend. Einstweilen kam sein Oswald mit 15 Jahren zu einem Dekorationsmaler nach
Ratibür, der ihm zwar nicht das Bildermalen beibrachte, dafür
aber sämtliche Fertigkeiten eines soliden Handwerks, und 1926 arbeitete
Malura bei einem Lüftlmaler in Tegernsee. Ein Jahr darauf mit dem
ersparten Geld in München, nahm ihn Professor Hermann Groeber in
seine Klasse in der Akademie der bildenden Künste auf. 1929 kam ein
Reisestipendium, das sicher für Paris gereicht hätte, nicht
aber für Ceylon, Süd- und Nordindien. Porträtaufträge
halfen Jeweils weiter, und in Calcutta einem Radjah Malunterricht zu geben,
war auch nicht zu verachten, um endlich die Heimfahrt zu finanzieren.
Wieder in München, schrieb man bereits das Jahr 1933. Malura starrte
verwundert in das „Dritte Reich", und gab sich im übrigen
dem variationsreichen Leben eines jungen Malers hin, bis 1940 eine Kriegsverpflichtung
kam, und zwei Jahre später die Wehrmacht auf ihn einfach nicht mehr
verzichten konnte.
Der Krieg war vorbei, Auge und Hand waren sicher wie nie zuvor. Die Entlassung im Jahre 1945 sah ihn heil - inmitten einer Ruinenlandschaft,
die sich „Schwabing" nannte, und als erstes machte er sich
daran, sein bombengeschädigtes Atelier wiederherzustellen. Wer Jedoch
(wann auch immer) die Geschichte Schwabings ab 1946 zu schreiben gedenkt,
der wird immerzu auf den Namen Malura stoßen. Er veranstaltet in
seinem Atelier kulturelle Abende. Musik, Literatur, Kabarett, Diskussionen
wechseln in bunter Reihenfolge. Dann eröffnet er eine Malschule,
errichtet an der Leopoldstraße einen Behelfsbau, in dem er die erste
Schwabinger Kunstausstellung zeigt, mit nachfolgenden ständigen Ausstellungen
- und als er eine große Wohnung bekommt (die konnte damals nur er
ausfindig machen), führt er dort in seiner zweiten Galerie mit ausgesprochenem
Erfolg monatlich wechselnde Ausstellungen weiter, samt Diskussionsabenden,
Vorlesungen und einem „offiziellen" Abend, an dem die erste
Verleihung des neu gegründeten „Schwabinger Kunstpreises"
stattfindet. Das Haus wird 1962 abgebrochen, und nun geht Malura in der
Kaulbachstraße in einen Keller, eröffnet dort seine dritte
Galerie - und als er auch sie aufgeben muss, hat er wieder eine geräumige
Altbauwohnung, die er bereitwillig den, heute noch zweimal jährlich
stattfindenden „Bürgerversammlungen der Traumstadt" zur
Verfügung stellt. So notwendig es war, Oswald Maluras Leben ab Boleslau
knapp zu skizzieren, so wenig konnte auf kurze Hinweise zu seiner motorischen
Schwabing-Hingabe verzichtet werden. Im Hinblick auf seinen künstlerischen
Werdegang jedoch – auf seine Spätentwicklung -wollen wir seine
Studienjahre etwas näher betrachten, auch die Zeitumstände und
das allgemeine Klima Münchens. . . Gedächtnisausstellungen für Karl Haider, Hans Thoma und später für Franz von Stuck waren bereits Ereignisse. Schwabing wiederum dämmerte sanft vor sich hin. Einige Cafes und bescheidene Künstlerkneipen (in denen allerdings Künstler saßen) deckten den Bedarf durchaus. Anregungen gab es also nicht viel, von einer lebendigen gärenden Atmosphäre aber war so gut wie nichts zu spüren. Die Akademie funktionierte im bewährten Trott. Malura studierte bei Hermann Groeber, einem bewährten Lehrer für Naturstudium. Das ist gewiss zu schätzen, aber darüber hinaus wurde den Studierenden nichts vermittelt, auch nicht in anderen Klassen. Über „Junge Kunst", dem bereits beschrittenen Neuland, gab es weder Diskussionen noch gar ein Ermuntern, sich näher damit zu befassen. Erstarrt, verkapselt, standen die Lehrer dem allen ablehnend gegenüber. Hermann Groeber hatte bei Gysis, Lindenschmitt und Löffz in München studiert und war 1907 an diese selbe Akademie berufen worden. In Oberbayern geboren, war er bei einem, zeichnerisch virtuos hingesetzten, tonigen Impressionismus gelandet. Seine Motive gern aus dem bäuerlichen Leben greifend, hatte sein Malen viel Erfolg, doch blieb es ohne jede Bedeutung. Als Malura zu ihm kam, stand er im 61. Lebensjahr, war ein Lehrer, der keine Nachlässigkeit durchgehen ließ, und es spricht für Maluras Talent und Fleiß, dass er bereits nach vier Semestern bei ihm Meisterschüler wurde. Doch bleibt zu bedenken, dass in ihm - und in sehr vielen Studienkollegen anderer Klassen - schöpferische Keime schlummerten, und weiter schlummern mussten. Aber wenn Malura 1929 ein so guter Zeichner und Impressionist geworden war, dass ihm sein Professor ein Reisestipendium verschaffte, ist das als ein Unterrichts-Erfolg zu betrachten, der fragwürdig bleibt. . . folgten doch Jahre, während denen er immer deutlicher erkannte, dass Farbe nicht ausschließlich impressionistischen Paletten dienen müsse. So tastete er sich in problematisches Gestalten hinein, und dieses Beginnen allein machte ihn frei - aber noch lange nicht unabhängig im eigenen Schaffen, und das war der Punkt, an dem er sich die entscheidende Frage stellte: WO IST DER WEG... DEIN WEG?
Witold Gombrowicz, international erfolgreicher Nun, den musste er schon selber suchen und finden. Und er fand ihn. Unermüdlich arbeitend, Erkenntnisse sammelnd, Enttäuschungen erlebend und wieder von vorn in das Dunkel sich hinein bohrend. Zwischendurch packt ihn noch einmal die Reiselust. 1951-55 kommen Studienfahrten durch den südamerikanischen Kontinent - aber das eigentliche, große Abenteuer findet eben doch in seinem Münchner Atelier statt. Für eine Weile noch im Labyrinth zahlloser Gestaltungsversuche sich befindend, wird er aus dem Dickicht unversehens entlassen ... sieht er einen Weg, seinen Weg, vor Augen. Sicher seiner selbst, kommt dann noch die Begegnung mit einem Künstlerkreis in Nizza, den eine Frau um sich gesammelt hatte, und der fruchtbare Bereicherung bringt. Da ist der Maler Joseph Jarema, der ihn einlädt, an Ausstellungen teilzunehmen - da ist der überaus anregende Schriftsteller und Dramatiker Gombrowicz, dem 1967 der Prix International de Litterature, der „Prix Formentor" zuerkannt wird. Andre Bloc, Animateur und Verleger der Zeitschrift „Aujourd'hui" und Architekt, der Poet Andre Verdet, der Maler Villeri, die Bildhauerin Andre Hayart und viele andere scharen sich ebenfalls um Marie Sperling, der Dame des Hauses, der Malerin, die ihre Kunst in Tapisserien hinüberträgt. Sie ist es auch, die Malura zur COLLAGE hinführt, einer Technik mit vielfältigen Möglichkeiten, die sie selber faszinieren. Collagen ... das sind auf einer Fläche aufgeklebte Materialien verschiedenster Art. Buntpapiere, Ausschnitte von Drucken, fügen sich zu Bildkompositionen zusammen. Es können Kartons, Gewebe dazu kommen, alles mag eine Fläche völlig beherrschen, oder eine bereits bestehende Malerei mit aufgeklebten Einzelakzenten bereichern. „Verunsichern", wenn man so will, also ein Bild üblicher Technik in eine andere Ebene transponieren. Alte Druckgraphik aus Zeitschriften, bizarr zusammengestellt, brauchen oft nur wenig zeichnerische Ergänzungen, um frappierende Aussagen zu erzielen - ein Vorgang, den Max Ernst zur Meisterschaft entwickelt hat. Oder man schneidet Figuren aus Kunstdrucken aus, etwa berühmte Persönlichkeiten, die zu einer geselligen Gruppe auf einer - gemalten - Terrasse mit Parklandschaft im Hintergrund vereint werden. Die Möglichkeiten und Arrangements sind unbegrenzt, es kommt immer auf die Phantasie an. DIE COLLAGE ALS BILDGATTUNG im klassischen Sinn ergibt sich aber nur dann, wenn das „papler colle" zur Dominante wird. Wenn die Malerei nur mehr Nebensache ist, oder - und das ist der Idealfall, wenn ausschließlich Papier als Material dient. Und damit sind wir bei dem Maler Malura, der colagierend mit Papier Bilder „malt". . . und der, wenn ihm bestimmte Farbtöne fehlen, Papier mit den gewünschten Valeurs bemalt, um mit ihnen zu kleben. Eine ganze Reihe dieser seiner Collagen rinden sich nachfolgend reproduziert - und wie sehr er dabei Maler bleibt, wird mit dem Gesamteindruck ersichtlich, der sie von regelrecht gemalten Bildern kaum unterscheiden lässt. Die Probe aufs Exempel ist leicht zu machen - wenn man erst nach dem Betrachten der Bildtafeln sich im Abbildungsverzeichnis über die jeweilige Technik orientiert. Andernteils wird damit aber auch die Einheitlichkeit im Werk Maluras offenbar, und das gilt ebenso für Begegnungen mit den Originalen, die - neben Kollektiven - alljährlich bei der Großen Sommerausstellung im Haus der Kunst stattfinden, die Oswald Malura als Mitglied der „Neuen Münchener Künstlergenossenschaft" regelmäßig beschickt. Ein Werk - Auswahl 1945-1976 Doch wird es Zeit, endlich auf Maluras Farbklänge zu verweisen. Auf die kultivierte Chromatik seiner abgestuften Valeurs, auf seine Farbkristallisationen und verhaltenen Modulationen. Nichts ist blas, und keine Unsicherheit im zeichnerischen Gefüge tritt auf - ob nun Konturen versickern, oder eine Formenwelt umreißen und gleichzeitig über die Bildflächen hinaus weiterwirken. So wird denn auch Oswald Maluras „Großes Siegel" zum raumgreifenden, raumbeherrschenden Signum. ANTON SAILER
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